Was bedeutet Stumpen?

Nicht selten wird das Wort Stumpen als allgemeine, zuweilen sogar abfällig gemeinte Bezeichnung für Zigarren aller Art verwendet. Das ist jedoch falsch. Vielmehr ist der Stumpen ein spezieller Zigarrentyp, manche sehen darin sogar ein eigenes Zigarrenformat.

Die Eigenschaften von Stumpen

Zigarren dieser Art zeichnen sich vor allem durch ihre Kürze aus. Sie sind an beiden Enden stumpf abgeschnitten, rund oder gepresst und gleichmäßig dick. Als völlig eigenständiges Format können sie eigentlich nicht gelten, denn auch wenn eine Petit Corona oder eine Robusto nicht länger als 90 mm ausfällt, kann man die Bezeichnung Stumpen dafür hören. Gemeinhin wird unterstellt, dass sich die Stumpen wegen ihrer Kürze und des beidseitigen Cuts herber und schneller rauchen lassen. Das muss aber nicht so sein. Durch das im Vergleich zur Länge höhere Ringmaß können sich in solchen Zigarren durchaus vielfältige und auch feinere Aromen entwickeln.

Die Rauchzeit hängt nicht nur von der Strecke einer Zigarre ab, sondern auch von der Feuchtigkeit des Produkts und äußeren Umständen wie etwa der Temperatur. Deshalb sind auch längere Genusszeiten bei hochwertigen Produkten erreichbar. Wahre Liebhaber behaupten zudem, dass sich diese Zigarren trotz der gleichmäßig geschnittenen Enden keineswegs beliebig an beiden anzünden ließen. Tatsächlich weist bei einigen Produkten ein roter Balken auf der Verpackung auf das korrekte Brandende hin.

Die Produktionsgeschichte der Stumpen

Erfunden hat man in diesen Zigarrentyp in der Schweiz. Ab circa 1850 wurde er in der berühmten Zigarrenfabrik Ormond in Vevey hergestellt. Zunächst hat man diese Zigarren in mehrfacher Länge mit einem einzigen Deckblatt versehen und danach in Teile geschnitten. Als etwa 20 cm lange Rollen kamen sie dann in den Handel und wurden wegen dieser Kürze sehr von den Wehrpflichtigen der schweizerischen Armee geschätzt: Sie passten genau in eine Patronentasche. Heute finden sich Produktionsorte noch vornehmlich im Aargau, so dass Zigarrenkennerdiesen Landstrich deshalb manchmal liebevoll Stumpenland nennen.

Im Laufe seiner Geschichte hat sich der Produktionsprozess vielfach vereinfacht und industrialisiert. Dies dürfte neben der Tatsache, dass Stumpen immer ein wenig wie Stummel klingt, zum heute etwas ramponierten Ruf dieses Zigarrentyps beigetragen haben. Der Genießer wird darauf nichts geben. Stumpen sind Zigarren von ganz eigener Art und können deshalb auch ein einzigartiges Raucherlebnis bescheren.