Handgerollte Zigarren aus der Toskana sind heute wie früher weltweit begehrt. Doch wer hätte gedacht, dass einmal 16.000 Frauen in der Toskana Zigarren gerollt oder an der Herstellung mitgewirkt haben? In der Manifatture Sigaro Toscano – so heißt der wichtigste Produzent in Italien – wird seit 200 Jahren italienische Handwerkskunst gelebt.
Zigarren per Hand in Europa zu rollen, ist unrentabel geworden. Niedrigere Lohnkosten und bessere Tabake finden sich heute in der Karibik, in Mittel- und in Südamerika. Handgerollte Zigarren kommen heute vor allem aus der Dominikanischen Republik, Nicaragua und Kuba. Italien hat wenig Marktanteil und doch hat es eine italienische Marke zu Weltruhm geschafft: Toscano.
130 Jahre Zigarrenmetropole Florenz in der Toskana
Fast 130 Jahre lang, beginnend im Jahr 1818, fand die Zigarrenherstellung hauptsächlich in Florenz statt. Aber in den Jahren der Nachkriegszeit verließ die „Stortignaccolo“ oder „krumme Zigarre“ die toskanische Hauptstadt endgültig und verlagerte ihre Produktion in Fabriken in Lucca und Cava de’ Tirreni.
Von etwa 1853 bis Juni 2004 befand sich die Hauptfabrik in Lucca in einem ehemaligen Kloster für Dominikanerinnen. Seitdem wurde die Produktion in ein moderneres und funktionaleres Gebäude in Mugnano am Stadtrand von Lucca verlegt.
Italienischer Kentucky Tabak aus Venetien, Kampanien, Lazio, Valdichiana und Valtiberina
Die unabhängigen Kentucky-Tabakbauern in Venetien, Kampanien, Latium, Valdichiana und Valtiberina verkaufen ihre Jahresproduktion an das Empfangszentrum von Foiano della Chiana (AR). Hier finden eine Reihe wichtiger Prozesse statt, wie die Sortierung des Tabaks, die agronomische Betreuung und die Auswahl des Deck- und Einlagetabaks.
Im Oktober 2003 feierte das Empfangszentrum von Foiano della Chiana sein 100-jähriges Bestehen und bleibt eine der wichtigsten Drehscheiben für die Produktion von Toskano Zigarren.
Die Manifatture Sigaro Toscano ist ihr Hauptpartner und nimmt etwa 90 % des Wertes der gesamten nationalen Produktion ab, ein Prozentsatz, der für Deckblätter, der qualitativ hochwertigste Teil des Anbaus, auf 100 % ansteigt.
Die Rolle der Frauen bei Zigarren aus der Toskana
Traditionell handelte es sich bei den Zigarrenrollerinnen ausschließlich um Frauen. Frauen wurden seit jeher in allen Bereichen bei der Manifatture Sigaro Toscano eingesetzt. Die Wachstumsquote bei der Anstellung von Frauen war in diesen Zeiten nirgendwo so hoch wie beim italienischen Zigarrenhersteller.
Mitte des 19. Jahrhunderts waren es nur 20 Mitarbeiterinnen. Bis zu Beginn des 1. Weltkrieges stieg die Zahl auf 16.000 Mitarbeiterinnen an. Die Arbeitswelt war hart, sieben bis 14 Stunden – abhängig von der Jahreszeit – mussten die Rollerinnen schuften. Die Arbeit war sehr anerkannt und ermöglichte neben einem festen Einkommen eine gewisse Unabhängigkeit.
Die Zigarrenrollerinnen waren entscheidend für die Herstellung der italienischen Zigarre: Ihre Arbeit ist seit über 200 Jahren nahezu unverändert und wird von Mutter zu Tochter weitergegeben. Die Ausbildung zum Zigarrenroller dauert 18 Monate. Erst nach dieser Zeitspanne kann eine Zigarrenmacherin eigenhändig eine Zigarre herstellen.
Die Zukunft von handgerollten Zigarren aus der Toskana
„Um sicherzustellen, dass wir diese Verpflichtung erfüllen, haben wir im Januar 2019 eine Absichtserklärung über den Kauf von Kentucky-Tabak mit MIPAAFT, dem italienischen Ministerium für Landwirtschaft, Forstwirtschaft und Tourismus, unterzeichnet“ sagt man in der Zigarrenfabrik in der Toskana.
Diese Vereinbarung umfasst Käufe von 2019 bis 2024 und garantiert den Kauf von mehr als 2.200 Tonnen Tabak im Wert von etwa 15 Millionen Euro pro Jahr. Das Geschäft mit handgerollten Zigarren aus der Toskana brummt also weiter…