Geführt von Martin Geisler von StarkeZigarren, im Ladengeschäft Pariser Straße, Berlin
Der Zigarrenhersteller Didier Houvenaghel stattete StarkeZigarren am 03. September 2025 einen Besuch im Ladengeschäft in der Pariser Straße 54, Berlin Wilmersdorf ab. Martin nutzte die Gelegenheit, um den Experten in Sachen Tabak und Zigarren zu interviewen.
Erste Eindrücke aus Kuba
Martin: Wie war deine Zeit in Kuba? Welche Erinnerungen hast du an diese Zeit?
Didier: Es war eine fantastische Erfahrung – wirklich etwas völlig anderes als das Leben in Belgien, wo ich geboren und aufgewachsen bin. Ich war nicht nur als Tourist dort, sondern habe in Pinar del Río studiert. So konnte ich tiefer in Kultur, Politik und Gesellschaft eintauchen. Ich habe großartige Menschen kennengelernt, viel gelernt und natürlich auch Rum, Salsa, kubanische Zigarren und die kubanische Lebensfreude entdeckt. Kuba hat mir unzählige schöne Erinnerungen geschenkt.
Martin: Hat die Zeit in Kuba dein Leben verändert?
Didier: Absolut. Wer ich heute bin, ist das Ergebnis eines Weges, und Kuba war ein entscheidender Schritt. Zum einen habe ich meine Leidenschaft für Zigarren entdeckt – fundiert durch einen wissenschaftlichen Ansatz an der Universität. Zum anderen hat sich mein Blick auf Politik und Gesellschaft stark erweitert.
Studium und Wissen
Martin: Was genau hast du in Kuba gelernt?
Didier: Drei Dinge: den Anbau von schwarzem Tabak für Zigarren, die Arbeit mit Zuckerrohr und biotechnologische Verfahren. Dazu kam das Studentenleben mit all seinen kulturellen und gesellschaftlichen Aspekten.
Martin: Wie war Kuba damals im Vergleich zu heute?
Didier: Ich habe nur einen Ausschnitt erlebt, aber viel gereist. Seit meinem letzten Aufenthalt 2019 hat sich vieles verändert, und von Freunden höre ich, dass die Situation heute schwieriger ist.
Blick in die Zukunft
Martin: Wie siehst du Kubas Zukunft?
Didier: Ich bin Optimist. Kuba hat großartige Ressourcen, allen voran die Menschen: gebildet, kulturell reich und mit viel Humor. Die Strukturen sind aktuell schwierig, aber mit einer positiven Führung könnte das Land eine großartige Zukunft haben.
Begegnung mit AJ Fernandez
Martin: Deine Zigarren werden in Nicaragua gefertigt. Wie kam es zur Zusammenarbeit mit AJ Fernandez?
Didier: Wir haben uns 2004 zufällig in einem Restaurant kennengelernt. Daraus entstand eine Freundschaft und wenig später eine Partnerschaft. Seit 2005/2006 arbeiten wir eng zusammen. AJ hat sich enorm entwickelt – heute ist er einer der bedeutendsten Produzenten weltweit. Unsere Stärke ist die Synergie: Blends entstehen immer im Team, nie allein.
Wachstum in Nicaragua
Martin: Zigarren aus Nicaragua haben sich in den letzten Jahrzehnten stark entwickelt. Wie siehst du das?
Didier: Als ich 2001 kam, wurden vielleicht 200–300 Millionen Zigarren produziert. Heute ist Nicaragua Weltmarktführer. Das Wachstum ist beeindruckend, bringt aber auch Herausforderungen. Nachhaltigkeit bedeutet für mich nicht nur Umweltschutz, sondern auch die Beständigkeit der Industrie.
Marken und Philosophie
Martin: Was ist dir bei deinen Marken wichtig?
Didier: Zwei Dinge: Persönlichkeit und Balance. Persönlichkeit, weil das Leben zu kurz ist für langweilige Zigarren. Balance, weil gute Zigarren ohne Harmonie wertlos sind. Meine vier Marken – Nicarao Zigarren, La Ley, La Preferida und La Furia – sind alle verschieden, aber authentisch. Ich mag keine übertriebene Marketing-Show. Für mich zählt echte Energie und Authentizität.
Lieblingszigarren und Märkte
Martin: Hast du eine Lieblingszigarre?
Didier: Nicht wirklich. Genuss hängt von drei Faktoren ab: der Zigarre selbst, der Umgebung und der eigenen Stimmung. Manche Zigarren haben mich nur ein einziges Mal in den Himmel geführt. Aber wenn ich eine letzte wählen müsste, dann die schwarze Inanna, deren zweite Serie bald erscheint.
Martin: Welche Märkte sind für dich am wichtigsten?
Didier: Jeder Markt ist wichtig – vom kleinsten bis zum größten. Ich setze auf organisches Wachstum und echte Beziehungen, nicht nur auf Volumen.
Zusammenarbeit und Zukunft
Martin: Du hast inzwischen einen Partner an deiner Seite. Warum?
Didier: Mein Geschäftspartner Into wollte nach zwölf Jahren bei Moët Hennessy, zuletzt als Business Development Director für Europa, etwas Eigenes mit Leidenschaft gestalten. Er bringt Erfahrung aus der Spirituosenwelt mit, teilt meine Vision und ergänzt mich perfekt. Zusammen haben wir die Chance, unsere Marken weltweit nachhaltig zu entwickeln.