Interview mit Joaquin Menendez über brasilianische Zigarren

Joaquin Menendez war etwa 10 Jahre lang unser Ansprechpartner beim brasilianischen Zigarrenhersteller Menendez Amerino. Dort hat er unter anderem die Premium Marke “Dona Flor” aufgebaut. Im Jahr 2021 verließ er den bekanntesten Zigarrenhersteller Brasiliens, um seine eigene Manufaktur aufzubauen. Seine Marke wird “Mosqueteiro” heißen, benannt nach der Geschichte der Musketiere.

Nach 10 Jahren haben wir von StarkeZigarren Joaquin Menendez zum ersten mal in São Gonçalo dos Campos, Bahia, Brasilien besucht. Wir haben mehrere Interviews mit ihm durchgeführt, denn kaum ein anderer weiß so viel über Tabak und Zigarren wie Joaquin. Außerdem kennt er den brasilianischen Markt in- und auswendig.

Die Interviews haben wir auf Spanisch durchgeführt.

Fumo de Corda Tabak aus Brasilien
Fumo de Corda Tabak in Brasilien

Interview über brasilianische Zigarren

StarkeZigarren: Hallo Joaquin, erzähl uns doch ein bisschen über Brasilien und seine Zigarren.

Joaquin Menendez: Brasilien ist ein Land mit sehr langer Zigarrentradition. Bereits im Jahr 1842 wurde die erste Manufaktur gegründet. Später prägten Namen wie Dannemann und Suerdiecks die Entwicklung des Tabakanbaus in Bahia. Heute sind es vor allem brasilianische Investoren, die Gefallen an Manufakturen finden, um Aficionadas und Aficionados in São Paulo und Rio de Janeiro zu bedienen. Der heimische Markt erlebt gerade einen Boom. Immer mehr Brasilianer finden Gefallen am Zigarrenrauchen, auch immer mehr Frauen. Einige Frauen tun sich sogar zusammen, organisieren Zigarrenabende und gründen Clubs.

StarkeZigarren: Dein Nachname Menendez lässt vermuten, dass deine Familie einmal Miteigentümer der berühmten Menendez Amerino Fabrik war?

Joaquin Menendez: Die Familie Menendez war im Zigarrenbusiness tätig, soweit ich zurückblicken kann. Mein Opa hat die Marke Montecristo auf Kuba ins Leben gerufen und danach die Manufaktur auf Kuba geleitet. Felix Menendez, mein Onkel, wurde im Jahr 1944 auf Kuba geboren. Er verließ das Land, um in Chicago auf die Highschool zu gehen. Später zog es ihn auf die Kanaren und schließlich nach Brasilien, wo er Menendez Amerino mitgründete.

StarkeZigarren: Welche Verbindung gibt es zu den Toraños?

Joaquin Menendez: Irgendwann haben sich die beiden Familien durch Heirat verbunden. Die Toraños stehen uns damit heute sehr nahe. Arturo Toraño arbeitet mit seinen 86 Jahren immer noch für Menendez Amerino. Und ein anderer Verwandter ging gerade als CEO bei General Cigars in Florida in Rente.

StarkeZigarren: Du hast auch eine Zeit in Florida verbracht, oder?

Joaquin Menendez: Ich hab in Florida studiert und nebenbei im Hafen beim Entladen von Schiffen geholfen. Das war ein Knochenjob. Aber es gab ein paar Dollar…

StarkeZigarren: Arturo Toraño hat ein absolut abenteuerliches Leben geführt. Kannst du das kurz zusammenfassen?

Joaquin Menendez: Die Toraños hatten ihren eigenen Tabak und eigene Zigarren auf Kuba. Arturo Toraño war sogar zwei Jahre lang im kubanischen Knast. Nach der Revolution im Jahr 1959 hat die CIA Exilkubaner angeheuert, um die Revolutionäre zu stürzen. So wurde Arturo nach Guatemala verfrachtet und dort von der CIA trainiert, um Kuba zurückzugewinnen. Doch die Invasion ist gnadenlos gescheitert. 1.300 Exilkubaner, denen schnell die Munition ausging, hatten keine Chance gegen die übermächtigen Revolutionäre. Arturo Toraño landete im Gefängnis und konnte zwei Jahre lang keine Zigarre rauchen. Das hat ihm schwer zugesetzt. Er kam sehr krank aus dem Gefängnis und musste in die USA ausgeliefert werden. Das hat ihm das Leben gerettet.

StarkeZigarren: Warum hat man den Kommunismus auf Kuba nicht aufgehalten?

Joaquin Menendez: Wir sind nach der Revolution nach Florida geflohen. Ich kann mich noch erinnern, wie alle stets sagten: Morgen stürzt das Regime, morgen geht es zurück nach Kuba. Monatelang haben wir uns das vorgemacht. Die Revolutionäre sagten nie, dass sie Kommunismus auf Kuba installieren wollen. Das wusste damals niemand.

StarkeZigarren: Wie klassifizierst du Tabake?

Joaquin Menendez: Bedeutend sind für mich die Kategorien USA (Connecticut, Burley, Virginia, TBN), Habaniense (Criollo, Habano, Cubanito), Brasiliense (Mata Fina, Mata Norte, Arapiraca) und Indonesien (Besuki, Sumatra, Java).

StarkeZigarren: Ihr habt bei Menendez Amerino ohne Drawmaster (Maschine zur Prüfung des Zugverhaltens) aber mit Liebermann (Maschine zur Herstellung des Wickels) gearbeitet. Warum?

Joaquin Menendez: Der Drawmaster ist keine Garantie für einen guten Zug, da nur der Wickel (Einlage mit Umblatt) mit einem gegebenenfalls feuchten Umblatt getestet werden kann und sich der Zug danach noch verschlechtern kann. Sicherer ist das Verhältnis Gewicht zu Volumen einer Zigarre. Liebermann sichert die Qualität und steigert die Produktivität.

StarkeZigarren: In Brasilien gibt es seit ein paar Jahren das „Festival de Orígenes”. Lohnt sich der Besuch für den internationelen Zigarrenraucher?

Joaquin Menendez: Das Festival de Orígenes ist noch ein sehr junges Zigarrenevent, das 2020 und 2021 wegen COVID-19 aussetzen musste. 2019 war ein Erfolg aber bisher handelt es sich um ein nationales Event. Fünf Tage lang dreht sich alles um Zigarren, Kakao, Kaffee und Cachaza. Mit dem Schiff geht es am ersten Tag von Salvador de Bahia in die Weltkulturerbestadt Cachoeira. Wie es 2022 weitergeht, weiß bisher niemand…

StarkeZigarren: Wir Deutschen verbinden brasilianische Zigarren immer mit dem Hanseaten Dannemann. Was ist mit Dannemann passiert, warum gibt es die Zigarren nicht mehr?

Joaquin Menendez: Dannemann Zigarren gibt es noch. Dannemann hat eine kleine Manufaktur in Cachoeira mit ein paar Rollern. Sie produzieren aber nur für den brasilianischen Markt.

StarkeZigarren: Welche Bedeutung hatte Dannemann für Bahia?

Joaquin Menendez: Dannemann schuf viele Arbeitsplätze. Die Deutschen haben stets eine Rolle im brasilianischen Tabakbusiness gespielt. Allerdings war Suerdiecks für Brasilien bedeutender. Suerdiecks hatte 6.000 Angestellte. 1999 kam jedoch das Ende des Herstellers: Drei schlechte Ernten in Folge, danach war Schluss.

StarkeZigarren: Was hältst du von Reserva Zigarren, Zigarren hergestellt aus alten Tabaken?

Joaquin Menendez: Niemand macht Reserva Tabak, höchstens bei einer schlechten Ernte.

StarkeZigarren: Was macht brasilianische Zigarren so besonders? Warum sollte man sie unbedingt probieren?

Joaquin Menendez: Da sind zum einen die Tabaksorten wie Mata Fina, Arapiraca, Mata Norte und Cubra. Über Mata Fina sind sich viele einig: “Kein anderer Tabak bringt so viel Aroma mit.” Zum anderen arbeitet man in Brasilien fast immer mit Stalk Cut Tabaken. Das macht die Tabake süßer und geschmacksintensiver. Aber Brasilien hat aktuell auch ein Problem: Die Nachfrage nach brasilianischen Premium Zigarren ist so groß, dass viele Lager leer sind. Übrigens bleiben nur 5% der Mata Fina Tabake in Brasilien. Das zeigt, wie begehrt dieser Tabak weltweit ist.

StarkeZigarren: Die spannendsten brasilianischen Zigarren waren für uns 100% Mata Fina Stalk Cut und Arapiraca Fumo de Corda von Leite & Alves. Diese Longfiller sind einzigartig und geschmacklich herausragend. Was wird deine neue Marke “Mosqueteiro” auszeichnen?

Joaquin Menendez: Ich möchte etwas ganz klassisch Brasilianisches herausbringen. Daher werde ich vor allem mit Mata Fina und wahrscheinlich Cubra Tabaken arbeiten. Die Einlagetabake fermentieren bereits.

StarkeZigarren: Vielen Dank für das Gespräch, wir freuen uns schon jetzt auf deine Mosqueteiro Zigarren.

Weiterführende Themen zur Zigarre

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