Der Costa Ricaner Victor Calvo ist in den letzten 20 Jahren in Nicaragua zum Giganten gewachsen. Wir von StarkeZigarren besuchen den Zigarrenproduzenten in Estelí, dem heute weltweit wichtigsten Ort für Premium Zigarren. Alle Großen sind hier versammelt: Plasencia, AJ Fernandez, My Father, Perdomo, Drew Estate, J. Cortes mit Oliva und viele andere. Wir möchten wissen, wie Victor Calvo in das Zigarrenbusiness kam, wie sich alles so schnell entwickeln konnte und wie er die Zukunft von Estelí sieht. Das Interview führen wir im Februar 2022 durch.
Victor Calvo über Blunts, den Zigarrenboom und Covid-19
StarkeZigarren: Hallo Victor, wie schafft man es, in 20 Jahren ein so großes Zigarrenimperium aufzubauen?
Victor Calvo: Mir haben die Blunts sehr geholfen. Deren Herstellung in großen Mengen haben alles andere möglich gemacht.
StarkeZigarren: Wer hat dir gezeigt, wie man perfekte Blunts herstellt?
Victor Calvo: Das habe ich von “El Coreano”, einem Geschäftspartner gelernt. Man muss dabei sehr korrekt arbeiten und viele Details beachten. Wir haben das perfektioniert.
StarkeZigarren: Für die Herstellung der Blunts stehen dir heute sechs gigantische Produktionshallen zur Verfügung. Wie bist du überhaupt ins Zigarrengeschäft gekommen? Die Blunts kamen schließlich erst später.
Victor Calvo: Mich hat ein Zufall zum Tabak und den Zigarren gebracht. Die Schwester meiner Ex-Frau ist mit einem superreichen US-Amerikaner verheiratet. Eines seiner Hobbys waren Zigarren und er hatte Lust, in Costa Rica Tabak anzubauen und eine Manufaktur aufzubauen. Diese habe ich mit Erfolg geleitet und das hat mich ins Geschäft gebracht.
StarkeZigarren: Warum bist du dann nach Nicaragua?
Victor Calvo: Die Produktionskosten in Costa Rica sind zu hoch. Nicht umsonst hat sich Estelí zum Produktionsort Nummer 1 der Welt entwickelt.
StarkeZigarren: Auf welche Probleme bist du dabei gestoßen?
Victor Calvo: Zunächst ist es so, dass man es als “Tico” (Costa Ricaner) in Nicaragua nicht leicht hat. Der Tico wird als Ausbeuter angesehen, während der Kubaner als Wohltäter gilt. AJ Fernandez ist in den letzten 20 Jahren 10x schneller gewachsen als ich. Ein anderes Problem ist das fehlende Personal. Der Zigarrenboom und die niedrigen Lohnkosten haben für einen Personalmangel gesorgt. Mitarbeiter der Zigarrenmanufakturen verlassen das Land. Mir fehlen aktuell etwa 200 Arbeiter.
StarkeZigarren: Mein Flugzeug von San Salvador nach Managua war voll mit Kubanern. Was machen so viele Kubaner in Nicaragua?
Victor Calvo: Nicaragua steht Kuba politisch gesehen sehr nahe. Da die Kubaner nicht nach El Salvador einreisen dürfen, weichen sie nach Nicaragua aus. Von dort aus versuchen sie in die USA zu kommen. Vor allem der Weg durch Mexiko ist extrem gefährlich für die Flüchtlinge.
StarkeZigarren: Wie siehst du die Zukunft von Estelí?
Victor Calvo: Wir erleben dank der Umstände der Pandemie derzeit in den USA einen Zigarrenboom. Die Menschen sitzen zu Hause und geben mehr Geld für Zigarren aus. Das wird sich jedoch wieder relativieren und wir werden auf ein altes Niveau zurückkommen oder vielleicht ein bisschen mehr verkaufen als vor COVID-19. Aber den Boom sehe ich nur als vorübergehend an.
StarkeZigarren: Welche Pläne hast du für die nächsten Jahre?
Victor Calvo: Zwei neue Fabriken aufmachen und meine Longfiller in den USA pushen.