Jeremy Thomas ist einer der bekanntesten Schauspieler Indonesiens. Aktuell bringt er die exklusivste Zigarrenmarke auf den Heimatmarkt und arbeitet gerade an der Internationalisierung der Marke. Sebastian von StarkeZigarren hat Jeremy im Pantja (eines der besten Restaurants Asiens) in Jakarta kennengelernt. Zum Interview haben wir uns im 28. Stock von Casablanca 88, einen Bürogebäude im Herzens Jakartas verabredet. Was treibt einen so erfolgreichen Schauspieler, der heute seine eigene Filmproduktion hat, im Zigarrengeschäft an?
Sebastian: Hallo Jeremy, sag mal, wann hast du deine erste Zigarre genossen?
Jeremy: Der Startschuss erfolgte bei mir vor 16 Jahren mit einer Partagás Serie D 4.
Sebastian: Wie bist du zur Zigarre gekommen?
Jeremy: Es gibt „dos and don’ts“ im Film Business: Während der Produktionszeit gibt es zwischendurch sehr viel Zeit zum Entspannen. Zigarre rauchen am Set ist absolut okay, Alkohol trinken geht gar nicht. Da vor 16 Jahren die Auswahl in Indonesien zwischen ein paar Cohibas und Partagás Zigarren beschränkt war, wurde Partagás zu meinem „soul thing”. Der entspannte Rauchgenuss fühlte sich immer sehr gut an und wurde zur Gewohnheit am Set.
Sebastian: Hast du eine Schauspielausbildung hinter dir oder wie bist du ein so bekannter Schauspieler geworden?
Jeremy: Den ersten Kontakt zur Filmindustrie gab es im Jahr 1990. Ich war damals Wirtschaftsstudent und habe einen Produzenten kennengelernt. Die erste Serie war gleich eine Box Office Produktion (eine Qualitätsproduktion mit hohem Rating). Sie war erfolgreich. Darauf folgte einen weiterer Auftrag für mich als Schauspieler und heute habe ich meine eigene Produktion und bin auch noch als Schauspieler tätig. Was ich dazu sagen möchte: Entrepreneurship ist in Indonesien eine große Sache, hier ist alles möglich.
Sebastian: Wie bist du als Zigarrenraucher dann darauf gekommen, deine eigene Marke zu kreieren?
Jeremy: Vor vier Jahren habe ich Icha von Chone Cigars kennengelernt. Wir haben eine Zeit lang zusammengearbeitet, ich wollte dann schneller wachsen und so kam es zur Trennung. Ich bin dann selbst nach Jember in Java (wichtigste Tabakregion Indonesiens), um an eigenen Blends zu arbeiten.

Sebastian: Welche Zigarren hast du aktuell im Portfolio?
Jeremy: Im Moment gibt es zwei Blends zu kaufen und einen dritten Blend gebe ich dir hier noch zur Probe mit. Das ist eine Corona, die in Kürze lanciert wird. Sie wurde für nach dem Essen konzipiert. Aktuell gibt es die Jeremy Thomas Royale 88 (Torpedo) und die JT Royale de Familia (boxpressed Toro) zu kaufen.
Sebastian: Wie beschreibst du die beiden Zigarren?
Jeremy: Die Jeremy Thomas Royale 88 ist für mich eine Zigarre im kubanischen Stil. Hier fällt das leichte Zugverhalten auf. Die Zigarre ist aromatisch aber nicht zu kräftig. Kräftiger geht es bei der boxpressed JT Royale de Familia zur Sache. Diese Toro ist intensiver und für mich mehr der E.P. Carrillo Zigarren Stil.
Sebastian: Was macht Jeremy Thomas Zigarren besonders?
Jeremy: Jede Zigarre wird mindestens ein Jahr im Aging Room abgelagert. Für Konsistenz im Geschmack habe ich mir viel Tabak gesichert: Ich habe Langzeitverträge für den Einkauf von Tabak abgeschlossen und zum Teil zehn Jahre alte Besuki Tabake gesichert. Für die Einlage stehen mir sogar Tabakblätter aus dem Jahr 2005 zur Verfügung.
Sebastian: Gibt es noch etwas, was du in diesem Interview unbedingt loswerden möchtest?
Jeremy: Ja, eine Sache liegt mir am Herzen: Es geht um den indonesischen Lifestyle. Dieser hat in den letzten Jahren einen großen Wandel hingelegt. Es gibt tolle Restaurants, sehr guten Kaffee, die Menschen haben plötzlich Lust auf gute Spirituosen und Cocktails. Seit ein paar Jahren entwickelt sich eine Zigarrenkultur. Dem kommt zu gute, dass Indonesien ein Raucherparadies ist. Hier kann immer und überall geraucht werden. Insgesamt haben wir eine tolle Kultur, die den Genuss weiter vorantreiben wird.
Sebastian: Das habe ich in Senopati in Locations wie dem Pantja oder TCC (The Cocktail Club) selbst erlebt. Jakarta hat einige der besten Restaurants und Bars Asiens. TCC ist sogar auf Platz 19 unter den besten Bars.
Jeremy: Dazu kommen positive Grundvoraussetzungen für Indonesien. Wir haben immer noch viel Land, das für den Tabakanbau genutzt werden kann. Andere Länder kommen an ihre Grenzen während Indonesien hier noch viel Potenzial aufweist und der Staat das Thema unterstützt. Insgesamt sehe ich einen Agrarsektor mit viel Potenzial. Positiv ist die politische Stabilität, insgesamt hat unser Land großartige Aussichten.
Sebastian: Das positive Denken in Hinblick auf die Zukunft habe ich hier bei allen Menschen feststellen können. Indonesien soll bis 2030 vom BIP auf den vierten Platz weltweit aufsteigen und Länder wie Deutschland weit hinter sich lassen. Was heißt Zukunft für deine Marke, welche Pläne hast du?
Jeremy: Wir arbeiten an der Internationalisierung, wollen bald in Malaysia und Japan verkaufen und natürlich ist auch Europa interessant für uns. Das Ziel sind acht verschiedene Zigarren für die nächsten zwei Jahre, aber ohne Druck, Qualität geht vor Quantität. Wichtig ist mir derzeit eine „AM“ – After Meal Zigarre. Das soll eine Short Torpedo sein.
Sebastian: Wenn du eine neue Zigarre kreierst, wie gehst du dabei vor?
Jeremy: Ich fahre selbst nach Jember. Ich bin dann fünf Tage vor Ort und probiere die Zigarre mit allen erdenklichen Begleitgetränken vom Kaffee bis zum Whisky.
Sebastian: Mir fällt noch eine Frage ein. Wie viel Zeit investierst du heute in das Filmgeschäft und wie viel in das Zigarrenbusiness?
Jeremy: Film macht 65% aus und 35 % das Zigarrenbusiness. Das Gute ist, dass ich heute ein Team habe und nicht mehr alles selbst machen muss. Mein Team funktioniert sehr gut.
Sebastian: Jetzt wirklich die letzte Frage: Wie erfahren Kunden über deine Marke? Ich habe festgestellt, dass Social Media in Indonesien unglaublich wichtig ist, wahrscheinlich der wichtigste Kanal überhaupt, um etwas populär zu machen.
Jeremy: Social Media ist sehr wichtig für die globale Entwicklung einer Marke, aber zum Schluss muss die Zigarre schmecken und die Zigarre muss für sich selbst sprechen.
Sebastian: Vielen Dank, Jeremy, für deine Zeit.
Jeremy: Ich danke dir, dass du dir die Zeit genommen hast für einen Besuch hier in Casablanca 88.