„Wollen Sie Zigarren aus El Salvador probieren?“ Einen Anruf aus der Botschaft von El Salvador erhalten wir nicht alle Tage. Wir sind ein junges Team in unserem Zigarrenladen in Berlin und daher sehr neugierig. Sie können sich vorstellen, wie die Antwort ausfiel!
Man muss dazu sagen: Zigarren aus El Salvador gab es bisher nicht. Die Nachbarländer Nicaragua und Honduras produzieren einige der besten Zigarren der Welt, von El Salvador hört man hingegen überhaupt nichts. Wir von StarkeZigarren freuen uns daher auf den Besuch des Herstellers und seine Zigarren!

Joya de los Pipiles Zigarren
Ein paar Tage später ist es soweit: Drei junge Männer aus El Salvador wagen sich etwas schüchtern in unser Ladengeschäft. Wir begrüßen sie herzlich und führen sie zunächst durch unser Geschäft. Dann sind die zwei Jungs dran, die die Zigarren in einer kleinen Manufaktur herstellen. Sie erzählen uns zunächst nichts Neues, gehen dann aber ins Detail:
Ihre Marke nennt sich Joya de los Pipiles, „Juwelen der Pipiles“. Pipiles ist der Name für die Ureinwohner El Salvadors, erklärt man uns. Ob es sich tatsächlich um Juwelen handelt, wollen wir herausfinden. Was uns noch mehr erstaunt: Wo wird plötzlich Tabak in dem kleinen mittelamerikanischen Land angebaut?
Was taugt der Tabak aus El Salvador?
Die beiden etwa 30 Jahre alten Jungs bauen tatsächlich Tabak an und experimentieren damit, nur leider eigne sich dieser Tabak bisher nicht für Zigarren wie sie uns mitteilen. Was soll dann aber die ganze Aufregung um Zigarren aus El Salvador fragen wir die beiden?
Eins ist klar: Sie stehen ganz am Anfang. Da lässt sich nicht eben mal ein Puro mit 100% Tabak aus El Salvador herstellen. Joya de los Pipiles greift daher auf Einlage- und Umblätter aus Estelí in Nicaragua zurück und veredelt die Longfiller mit einem Ecuador-Deckblatt. Gerollt werden die Zigarren schließlich in El Salvador, natürlich von Hand.

Duft und Optik der Zigarren
In der Nase kommt dem Genießer ein sehr feiner Duft von Kakao, Schokolade und Gewürzen entgegen. Ganz anders als bei der Mehrheit der Zigarren, wo man sofort einen Kuhstallgeruch wahrnimmt.
Die Optik lässt (noch) zu wünschen übrig. Flyer, Banderole und Deckblatt könnten schöner sein. Der Flyer interessiert ohnehin nicht. Der Druck und das Design der Bauchbinde kann natürlich nicht mit den großen Marken mithalten. Es erinnert uns ein bisschen an gefälschte Cohiba Zigarren, bei denen die Schrift unscharf und verrutscht ist. Das Deckblatt könnte glatter sein, ist aber vollkommen in Ordnung.
1. Drittel
Das Abenteuer beginnt mit einem Knistern wie am Lagerfeuer. Das Zugverhalten ist sehr gut und bei den ersten Zügen knistert der Tabak der Zigarre. Die ersten Aromen treten mittelkräftig bis kraftvoll auf. Die Aromatik ist speziell. Holz, Leder, Walnüsse und Spuren von Vanille tauchen in dem komplexen Gemisch auf. Die Aromen schmecken bald sehr ausgewogen. Die Stärke reduziert sich auf mild bis mittelkräftig. Später im ersten Drittel macht sich eine leichte Cremigkeit breit.
2. Drittel
Das Knistern und Zischen hält an. Wahrscheinlich sind die Zigarren recht frisch gerollt und der Tabak zu Teil noch etwas zu feucht. In der Mitte kommt zunehmend Kakao ins Spiel. Dazu gesellen sich feine Brot- und Vanillenoten sowie ein Spur Honigsüße. Die Vielschichtigkeit bleibt im zweiten Drittel also erhalten. Dann kommen kraftvollere Eindrücke von Leder und Walnuss zurück. Sogar karamellige Nuancen können zwischenzeitlich auftreten! Wir geben der Robusto nun etwas mehr Zeit zwischen den Zügen, damit sie fein bleibt und nicht zu kräftig wird.
3. Drittel
Mittelkräftig und ausgewogen geht es dem Ende entgegen. Man schmeckt nun Aromen, die an Holzkohle, Kakao und verschiedene Gewürze erinnern. Eine leichte Süße untermalt das Aromengeflecht. Mit einer feinen Tabaksüße verabschiedet sich die Zigarre schließlich nach etwa einer Stunde Rauchdauer.
Zigarren Fazit
Joya de los Pipiles Zigarren bieten etwas, was man heute kaum noch erleben kann: Eine neue Marke aus einem armen Land startet mit ganz geringen Mitteln und versucht ihr Glück im Haifischbecken des weltweiten Zigarrenmarktes. Die jungen Hersteller sind uns gegenüber sehr sympathisch und bodenständig aufgetreten. Wir haben ihnen daher Tipps für die Zukunft mitgegeben: „Bleibt unbedingt an euren eigenen Tabakexperimenten dran!“ Eine Zigarre mit Tabak aus El Salvador wäre nämlich tatsächlich etwas Neues! Dass sie etwas vom Blenden verstehen, haben die zwei Jungen Männer bereits mit ihrer ersten Version der Joya de los Pipiles Zigarren bewiesen. Die Zigarren schmecken nämlich richtig gut!